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Placebo-Biografie

 


Brian Molko (Gitarre, Gesang) erblickt in Amerika das Licht der Welt, wächst als Kind eines international agierenden Bankers in den unterschiedlichsten Ländern der Welt auf. Unter anderem im Libanon, in Luxemburg und Liberia. Stefan Osdal (Bass) ist zwar schwedischer Herkunft, hat jedoch dieselbe Schule wie Brian in Luxemburg besucht. Auf dieser war er von der In-Crowd anerkannt. Als Außenseiter verbringt Brian hingegen die meiste Zeit auf seiner Bettkante, übt dort Gitarre und hört Platten. Die beiden haben so gut wie nichts miteinander zu tun.

Bis sie sich eines Nachmittags im Jahre 1994 in der Londoner U-Bahn-Station South Kensington wieder über den Weg laufen. Zu der Zeit studiert Brian Drama in der englischen Hauptstadt und macht nebenbei Musik - sein Live-Drummer ist Steve Hewitt, der später auch bei Placebo die Stöcke in der Hand halten soll. Stefan studiert Gitarre. Bei diesem Treffen lädt Brian seinen ehemaligen Schulkameraden zu einem seiner Gigs ein, dieser schaut vorbei und ist beeindruckt von den Songs, die er dort hört. Er fragt Brian, ob er noch einen Bassisten brauche, und kurz darauf ist die Ur-Formation von Placebo, damals unter dem Namen Ashtray Heart (nach einem Song von Captain Beefheart) in den Startlöchern.

Sie nehmen ihre ersten Demos im "Sound Advice" in Deptford auf. Daraufhin hat Brian vor, regelmäßig Gigs zu spielen, was sich schlecht mit der Verpflichtung des Drummers Steve bei seiner zweiten Band "Breed" vereinbaren lässt. So verlässt dieser das Schiff. Als Ersatz stößt Stefans Freund Robert Schultzenberg zur Band. Ihren ersten offiziellen Gig als Placebo haben sie im Januar 1995 im Rock Garden in London. Im Oktober des selben Jahres folgt der ersehnte Rekord-Deal beim Label Fierce Panda, das auch Coldplay und Oasis für die ersten EPs beherbergte. Dort erscheint im Oktober 1995 "Bruise Pristine" auf einer Split 7" mit einer Band Namens Soup.

Durch diese erste Veröffentlichung fallen Placebo der größeren Plattenfirma Deceptive Records (u.a. Elastica) ins Auge. Die Band unterschreibt dort einen Vertrag und wechselt Anfang 1996 unter deren Fittiche. Dort erscheint auch ihre erste eigene Single "Come Home".

Im selben Jahr noch gehen sie für die Aufnahmen ihres Debütalbums nach Dublin. Um diese Zeit herum hört auch der Großmeister der Verwandlungskunst David Bowie einige Demos der Band um den Aufsehen erregend androgynen Brian Molko. Er ist so begeistert von der Andersartigkeit und Frische ihrer Musik, dass er Placebo einlädt, mit ihm auf Tour zu kommen. Im Juli 1996 erscheint der selbstbetitelte Longplayer auf Hut Recordings (Virgin). Er erreicht in Großbritannien Gold, die Single "Nancy Boy" entpuppt sich als Superhit, schafft es auf Anhieb auf Platz vier der britischen Charts.

Doch auch eine so hohe Chartplatzierung lässt nicht immer die Sonne scheinen: es gibt bandintern immer größere Spannungen, die im Juli 1997 schließlich zum Rausschmiss des Drummers Robert Schultzberg führen. Da es auch bei Steve Hewitt bei dessen Band Breed nicht so gut läuft, kehrt Steve nun hinter die Placebo-Schlagbude zurück. Den Rest des Jahres verbringen Placebo mit Touren (solo und im Vorprogramm von U2) und Promoarbeit.

Im Februar 1998 beginnen die Drei, an neuen Songs zu arbeiten. Dabei entsteht auch eine Coverversion von T.Rex' Hit "20th Century Boy", den Placebo für den Soundtrack zur Glamrock-Hommage "Velvet Goldmine" aufnehmen. Auch Placebo erscheinen im Film: Sie spielen eine Band, wie spektakulär!

Bemerkenswerter ist, was sie im Studio aufnehmen: Das zweite im Oktober 1998 veröffentlichte Album "Without You I'm Nothing" entpuppt sich als Meisterwerk der düsteren Melancholie. Brian selber spricht von einer "post-koitalen Depression". Das Album handele von den Konsequenzen von Beziehungen und Sex ... "von durchdringender, herzzerreißender Einsamkeit". Die Rolle Brians wird immer wichtiger. Er sieht sich jedoch nicht als Role-Model. Besteht darauf, dass er Schminke nicht benutzt, um aufzufallen, sondern weil er sich damit attraktiver findet.

Die Auskopplung "Every You And Every Me" erscheint auf dem Soundtrack zu "Eiskalte Engel" und wird zu einem riesigen Hit. Bis in den Herbst 1999 sind Placebo auf Tour. Nach einer fünfmonatigen Auszeit geht es im März 2000 wieder an die Arbeit: Material für das kommende Album Black Market Music wird gesammelt, aufgenommen und im Oktober veröffentlicht. Wieder können Placebo charten.

Auf dem dritten Album bestimmt wieder die Melancholie die Stimmung. Doch auch für die Band Ungewöhnliches ist hier zu hören: Justin Warfield von One Inch Punch steuert auf "Spite & Malice" Sprechgesangspassagen und politische Statements bei. Bis Oktober 2001 sind Placebo mal wieder auf Tour. Nebenbei spielt Brian Molko eine Hitsingle mit den Alpinestars ein und betätigt sich als DJ in Londoner Clubs.


Als sie sich 2002 wieder ins Studio begeben, wollen die drei Musiker eine Herausforderung annehmen. Wurde das letzte Album selbst produziert, wollen sie nun mit einem Produzenten, der eigentlich gar nicht aus ihrem Metier kommt arbeiten. Jim Abbiss, der auch schon mit Björk und U.N.K.L.E. gearbeitet hat, produziert "Sleeping With Ghosts". Die Band war selbst überrascht, wie rockig das Album nach dieser Kollaboration noch klingt. Placebo hätten eine weit elektronischere Platte erwartet. So bleibt doch vieles beim Alten, was bei einer solch verdammt guten Band ja auch nicht gerade schlecht ist.

Quelle:
laut.de

 

 

"Berufs-Melancholiker Brian Molko intim wie nie zuvor"

"Es war eine Katastrophe. Nichts hat funktioniert und wir haben uns erst mal gestritten wie die Marktweiber, weil uns die gemeinsame Richtung völlig unklar war. Manchmal bin ich schier ausgerastet, weil ich dachte, er will meinen Songs wehtun. Ich bin da sehr besitzergreifend." Brian Molko lehnt sich zurück und zieht tief an seiner Zigarette. "Nach und nach haben wir uns angenähert, und zum Schluss sind wir fast wie unzertrennliche Freunde geworden. Es war eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, und wer weiß: Möglicherweise war es nicht unsere letzte."

Wovon der außerordentlich sympathische Endzwanziger hier berichtet, ist eines der stimmigsten Verhältnisse, das es je zwischen einer britischen Rockband und einem Rockgenre-fremden Produzenten gegeben hat. In diesem Fall: Jim Abbiss, ein totaler Freak mit einem offensiven Faible für abstruse Elektronik-Klänge – wie er bereits bei seinen früheren Arbeiten mit DJ Shadow und dem britisch-amerikanischen Eklektiker-Kollektiv U.N.K.L.E. bewies.

Aber erzählen wir die Geschichte von Sleeping With Ghosts, PLACEBOs viertem und bis dato zweifellos vielschichtigstem Album, von vorne. Am Anfang stand das Burnout-Syndrom, "ein Zustand der absoluten Unzufriedenheit und Lustlosigkeit", erinnert sich Molko. Seit rund sieben Jahren war das Trio ununterbrochen produktiv, unterwegs und auf Starkstrom-Schaltung. Es gab drei Alben, ungezählte Welttourneen und ein globales Medien-Interesse, wie es nur den wenigsten britischen Bands zuteil wird. Die Krönung ihres Schaffens: Black Market Music. Ein Album, das neben der magischen Grenze von über einer Million verkaufter Einheiten weltweit vor allem eines knackte: PLACEBOs Wunsch nach Perfektion. Die Kultur der Coolness wurde Pop und PLACEBO zu einer der gefragtesten Bands der Insel.

"Diese Platte stellt alles dar, was wir bis dahin musikalisch erreichen wollten. Es war das maximal Mögliche im Rahmen unseres bisherigen Kosmos. Insofern ist unser Verhältnis zu der Platte auch etwas ambivalent", gesteht Brian Molko. "Wir wollten damals eine Platte machen, die selbstbewusst und extrem Hi-Fi klingt. Das Ziel haben wir erreicht, und doch standen wir plötzlich da uns fragten uns, wie es jetzt weiter gehen soll." Sie taten, was so ziemlich jeder Künstler macht, der so beständig wie langsam die Karriereleiter hoch gekraxelt ist und sich nun in Dimensionen befindet, wo die Erfolgs-Statik instabil und die Sprossen spröde werden: Pause einlegen. Nachdenken. Zu sich kommen.

Sie kauften sich drei identische kleine Wohnzimmer-Studios, ein paar zusätzliche Instrumente und begannen, in bester Tapetrading-Tradition, Ideen hin und her zu schicken. "Es war ein völlig neuer, für uns fast revolutionärer Ansatz, unsere Songs entstehen zu lassen. Bislang ist unsere Musik immer aus dem Kollektiv-Gedanken heraus entstanden. Und plötzlich stehst du mit deinen Ideen ganz alleine da. Eine sehr coole Erfahrung." Und eine, die Früchte trug. Nicht zuletzt in dem eigentlich als Schnapsidee betrachteten Versuch, mit Jim Abbiss einen Produzenten zu den Aufnahmen einzuladen, der mit seinen clever kauzigen Klangeinfällen kaum weiter vom bisherigen Kontext der Band entfernt sein könnte.

Und plötzlich ging alles sehr schnell. Ja, sogar schneller als jemals zuvor spielten sie im Studio die Songs ein, hielten etwas, das sich als gut erwies, sofort fest, und benutzten sogar einige der spröden, unperfekten und gerade deshalb sehr charmanten Aufnahme-Spuren aus ihren Demo-Sessions. Das Ergebnis gibt ihnen Recht: Sleeping With Ghosts ist die facettenreichste Platte des Trios, ein melancholischer Trip durch narkotisierenden Glamour, transzendentale Stilsicherheit und diverse experimentelle Sound-Eskapaden. Jeder Song ist auf seine Weise einzigartig, unverwechselbar in Ausgestaltung und Feeling, dicht im Arrangement und begeisternd im Sound. Sie spannen einen weiten Bogen zwischen dem Album-Opener Bulletproof Cupid, einem instrumentalen Rockbiest mit Turbo-Boost, und dem Album beschließenden, höchst zerbrechlichen Centrefolds, einer todtraurigen Ballade, die mit jedem einzelnen Ton pure Melancholie atmet.

Auch inhaltlich geht es tiefer als je zuvor. Nachdem sie auf Black Market Music ihre politische Seite entdeckt hatten, wird Molko auf Sleeping With Ghosts nun so persönlich und intim wie nie zuvor. Es geht um zurückliegende Befindlichkeiten, um die Verarbeitung abstrakter – und teilweise biografischer – Gedanken zwischenmenschlicher Beziehungen wie SM-Fetisch, frühzeitig aufgegebene Beziehungen oder Missbrauch von Minderjährigen, wie in dem elektronisch kunstvoll vertwisteten Something Rotten, einer beklemmenden Anklage von gesellschaftlicher Ignoranz gegenüber den Geschändeten. "All diese Dinge schlummern schon lange in mir, teils, weil ich sie selbst erlebt habe, teils, weil sie aus irgendeinem absurden Grund immer in meinen Gedanken sind. Ich wollte das loswerden. Also musste ich drüber schreiben", sagt Molko, der Berufs-Melancholiker. "Ich bin nun mal ein nachdenklicher, latent schwermütiger Mensch. Ich brauche meine alltäglichen Gedanken nur festzuhalten, dann entsteht so etwas."

Ein neuer Ansatz, eine neue Vorgehensweise, ein neuer Produzent: all das macht noch lange kein gutes Album. Dazu gehört mehr. Sie wollten "beweisen, dass wir noch immer relevant sind. Vor den Fans, vor der Musik, vor uns selber." Schlussendlich ging es dem Trio mit Sleeping With Ghosts also um das grundsätzliche Infragestellen ihres Daseins und mithin um den zentralen Punkt ihrer Existenz als Band. "Es gibt nur wenige Bands, denen es derzeit gelingt, neue Eckpfeiler in der Rockmusik zu definieren. Dabei sollte das für jeden Musikschaffenden der Hauptantrieb sein. Es reicht nicht, gut zu sein. Du solltest auch bemüht sein, etwas zu erschaffen, das es so noch nicht gegeben hat." Relevanz revisited: Selten zuvor ist es einer Band gelungen, aus einem kreativen Tal derart gestärkt hervorzugehen und nicht nur auf einem professionellen Level weiterzuarbeiten, sondern sich ein ganzes Stück weit neu zu erfinden, ohne dabei alles Bisherige zu verleugnen. Ein – zugegeben – kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für die Band und jeden, der sie liebt.

Oder, wie Molko es ausdrückt: "Seitdem wir diese Platte gemacht haben weiß ich: Es ist gut und wichtig, dass es uns gibt."

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